Renes Tagebuch - Norwegen im ewigen Zwielicht
- René
- 7. Juni 2024
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 9. Juni 2024
Es war Dämmerung, ich saß in Walter und betrachtete den blaugrauen Streifen am Horizont. Er erstreckte sich soweit mein Blick an die Grenzen des Atlantiks reichte. So begann sie also, die Zeit in welcher es nicht dunkel wird.
Wir waren zur "road across the sea", der "Atlanterhavsvegen Scienic Route" gefahren, einer der beeindruckendsten Straßen in Norwegen. Als wir zum ersten mal den Atlantik erblickten, staunte ich über die vielen Vertiefungen links und rechts der Straße, welche den Anschein erweckten, von Zeit zu Zeit Wasser zu führen. Ich vermutete, dass dies auf die Gezeiten zurückzuführen sei, was sich nach einem Blick auf den Tidenkalender auch bestätigte.
Also beschlossen wir, noch vor den eigentlichen Highlights der Route einen Stopp einzulegen und erst bei Flut weiterzufahren. Wir fanden einen Aussichtspunkt an der Spitze einer Landzunge, an welchem das Übernachten geduldet war.

Ich wurde von staunenden Ausrufen meiner Familie geweckt. Als ich die Augen öffnete und aus dem hinteren Fenster des Campers sah, erblickte ich einen feuerroten Halbkreis am Horizont und der Himmel war in ein Farbenspiel aus rot- und lila getaucht. Um 23:30h Abends! Wow dachte ich und überzeugte meine Familie weiterzufahren. Mit diesem Licht Photos oder Videoaufnahmen des Campers auf der Straße zu machen - YEAH!
Wir legten also die 20km zum bekannten Hotspot zurück - das Licht veränderte sich kaum. Immer wenn sich der Himmel im Meerwasser spiegelte, sah es aus wie flüssiges Metall, ganz ähnlich zum T-2000. Am Ziel angekommen, machten wir ein paar Aufnahmen in schönstem Zwielicht nach Sonnenuntergang.
Jetzt standen wir auf einem Parkplatz und meine Familie schlief hinten, während ich noch an einen Track für einen Remix-Contest arbeitete. Seit ich begonnen hatte, war draußen Zwielicht, gerade so wie im Morgengrauen das erste Licht am Himmel erscheint. Ich schaute auf die Uhr - immer noch ca. 1,5h bis zum Sonnenaufgang. Ich beschloss wach zu bleiben, um zu schauen ob es nochmal dunkel würde.
Statt der Dunkelheit erwartete mich ein Feuerwerk der Farben mit einer blutroten Sonne, welche langsam am Horizont emporstieg.
Das nächste bewusste Erlebnis hierzu fand ein paar Tage später statt. Wir standen auf einem Campingplatz am Trondheimfjord. Gegen 23:00h wurde der Fjord in orange-rotes licht getaucht und das Wasser sah wieder aus wie flüssiges Chrome. Der Sonnenuntergang war offiziell um 23:30h terminiert, jedoch hielt die Beleuchtung am Himmel bis weit in die Nacht hinein. Die einzige Veränderung betraf den Mittelpunkt der Helligkeit, welcher im Verlaufe der Nacht über den Horizont wanderte. Mir kam der Gedanke, dass es einen Tag geben müsse, an welchem die Sonne die ganze Nacht durch den Horizont in der Mitte geteilt würde. Kurz danach werden wir erfahren, was Mitternachtssonne bedeutet, denn spätestens mit überschreiten des Polarkreises wird sie nicht mehr untergehen.
Aber diese Eindrücke sind sicher ein neues Kapitel wert. Seid also gespannt! :)
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