Renes Tagebuch - Norway das Ende der Welt
- René
- 1. Juli 2024
- 3 Min. Lesezeit
Der raue Wind blies mir ins Gesicht, es war kalt, um die 5°C. Ich spürte die feinen Wassertropfen auf der Haut, welche die dicken Wolken, die an mir vorbeigezogen, hinterließen. Sie waren schnell wie ein breiter, wilder Fluss welcher mich wallend umgab und sich dann in die Tiefe stürzte. Hier stand ich nun, unter mir das Polarmeer, vor mir endlose Weite... wie ich vermutete, denn die Wolken versperrten mir die Sicht.
Bereits die Fahrt hierher war ein echtes Abenteuer. Denn dem Wechsel auf die Passstraße folgte zäher und dichter Nebel, welcher kaum eine Sichtweite von 5m zuließ. Also erstmal Nebelschlussleuchte an, endlich mal ein wahrer Grund diese zu verwenden. Wobei die eigentliche Gefahr im ungewissen vor uns lag. Wie aus dem Nichts tauchten die streifen der Fahrbahnmarkierung vor mir auf und ich tat mein bestes, auf die spontanen Richtungswechsel zu reagieren, welche wohl Kurven sein mochten. Links und rechts viel die Fahrbahn etwa 40cm ab, ich würde also merken wenn ich diese verließ. "Hey wackel doch nicht so viel hin und her, ich Filme" ertönt es da vom Beifahrersitz. Da tauchten spontan die Scheinwerfer eines entgegenkommenden Autos auf und ich musste nach rechts ausweichen. Ahh ein weiterer Camper, welcher wie so viele andere fluchtartig (so vermutete ich) unser Reiseziel verließen. Schlimmer waren aber die Radfahrer, welche sich tapfer die Passstraße hochquälten und spontan auf meiner Fahrspur erschienen. Ich hoffte inständig darauf, keine Rentiere auf der Straße zu treffen, denn wir hatten schon etliche gesehen. Und diese trugen immer noch Ihr weißes Winterfell!
Aber wir hatten es geschafft und ich stand nun unterhalb des berühmten Globe, welcher das Ende des europäischen Kontinents markiert. Dieser war wenigstens einigermaßen zu erkennen und nach ein paar Photos machten wir uns zurück zu Walter.
Ich wachte um 6:30h auf, also schnell ein Blick auf die Webcam welche den Globus zeigt. Oh wow, der Globe war klar zu erkennen und auch die Landzunge am anderen Ende war sichtbar. Als ich an der Kante stand war das Erlebnis direkt ein ganz anderes. Ein Gefühl von Weite und Erhabenheit ergriff mich. Die niedrigen Wolken wallten neben mir über den Rand der Klippe in die Tiefe. Sie waren wie ein Fluss, welcher in einen Wasserfall mündet. Ein endloser Strom weißer Watte am Ende der Welt. Die Sonne, welche durch die Wolken am Himmel schien, malte ein unbeschreibliches Spiel von Licht und Schatten. Sie sorgte so für eine lebendige und sich ständig wandelnde Textur, welche durchaus mit Wasser zu vergleichen war.

Als ich nach Norden blickte, konnte ich auch Endlich das Polarmeer erkennen, welches sich bis in weite Ferne erstreckte. Der Horizont war jedoch weiterhin unter Wolken verborgen. In Gedanken verglich ich die Strecke, welche wir zurück gelegt haben mit der Entfernung zum Nordpol, welche nun mit 2.100 Km gar nicht mehr so weit erschien. Immerhin hatte ich rund 6.000Km bis hier Oben zurück gelegt. Die Reise dauerte nun fast 6 Wochen an, verrückt das man die eine ähnliche Stecke mit dem Flugzeug in 6,5h absolvieren kann.
Ein weiteres Highlight bot sich mir, als wir mitten in der Nacht nochmal den Camper verließen. Unter klarem, kristallblauem Himmel stand die Mitternachtssonne hoch über dem Nordkapp und das Polarmeer verlor sich in der Ferne.

Wir hatten es geschafft, kurz vor der Sommersonnenwende stand ich am Nordkapp und die Mitternachtssonne erstrahlte am blauen Himmel! Hiermit erreichte ich etwas , was ich immer Erleben wollte und von dem ich immer geträumt habe – wow!
Von hier aus werden wir nun langsam den Rückweg antreten und ich war gespannt, welche weiteren Erlebnisse die Reise für mich bereit halten würde.
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