Renes Tagebuch - Abenteuer auf Norwegens Straßen
- René
- 21. Mai 2024
- 2 Min. Lesezeit
Die schmale Straße schlängelte sich durch einen Wald, im sanften auf und ab trug sie uns über Hügel und durch Täler. Hier war 80 erlaubt, aber mit Walter (so heißt unser Camper) waren 40-60 km/h das höchste der Gefühle. Neben uns war kaum Platz für 3-4 Ziegen. In gefühlt zufälligen Abschnitten gab es eine breite Stelle, um Gegenverkehr durchzulassen, diese ignorierten alle beteiligten jedoch gekonnt.
Somit wurde es immer spannend, sobald etwas breiteres als ein Motorrad auf uns zukam. Ich hatte Abenteuerliches über diese Straßen gehört und so hoffte ich, dass uns keine Busse oder LKW begegnen würden.
Bereits bei Autos wurde es eng, denn die Norweger scheinen eine Vorliebe für breite SUVs und Geländewagen zu haben. Und wir waren die einzigen Verrückten mit einem Camper - "Crazy Germans!".
Landschaftlich lauerte hinter jeder Biegung oder Hügel ein echtes Highlight. Berge, bewaldete Hänge welche in Seen oder Fjorden mündeten, immer wieder unterbrochen von schroffen Felsformationen.

Einmal ging es Bergab durch einen Mischwald in zarten, frühlingshaften Grün. Eine enge Kurve folgte der nächsten und ich hatte das Gefühl, endlich eine gute Balance zwischen Geschwindigkeit und seitlichen Fliehkräften gefunden zugaben, sodass nicht ständig lose Gegenstände durch den Camper fliegen. Plötzlich ging der Hügel in eine Flache gerade über und die Straße mündete in einer Brücke. Als der Wald zurücktrat, gab er den Blick zu beiden Seiten über einen riesigen See frei, welcher von Bergen eingerahmt wurde. Und wir überqueren ihn in der Mitte! Bei diesem Anblick stockte uns Kurz der Atem und wir waren gebannt von dieser imposanten Kulisse.
Ahh da kommt wieder ein SUV, also erstmal auf Schrittgeschwindigkeit abbremsen, nach rechts ausweichen bis ich die Kante der Fahrbahn unter meinem Rad spüre und vorsichtig aneinander vorbei.
Caro macht währenddessen "Beifahrer Yoga" — hierbei zieht man die Luft scharf durch die Zähne ein, hält den Atem nach Bedarf an, um die Luft dann gleichmäßig durch den Mund entweichen zu lassen.
Wie gut das Walter so schmal ist, mit einem Vollintegrierten, welcher auch gerne mal 10-15 cm Breiter ist als unserer, wäre ich ordentlich ins Schwitzen gekommen. Zusätzlich habe ich mich seit dem 1. Kilometer auf diese Situationen eingestellt: Ich fahre immer so nah wie möglich am Seitenstreifen, was auch auf deutschen Autobahnen funktioniert. Somit wußte ich, wie weit ich nach rechts kann.
Alle paar Minuten sahen wir einen Parkplatz oder einen Weg, welcher dazu einlud, Pause zu machen und die Landschaft zu genießen. Oder auch die Angel rauszuholen und das Glück auf die Probe zu stellen. Und wir waren erst den 2. Tag unterwegs auf einer 0-8-15 Straße, nichtmal eine der ausgewiesenen "Scenic Routes".
Oh da kommt doch tatsächlich ein LKW! Wie gut dass neben der Straße noch 20-30cm Lauffläche sind, bevor es ordentlich Bergab geht. Hier wird es dann doch wirklich knapp und ich kann den Fahrer ebenso schwitzen sehen wie mich. Schön ists trotzdem :)
Soviel zu unseren Abenteuern auf Norwegens Straßen, den kleenen und scheenen natürlich — denn Autobahnen sind ja langweilig. Überlegt euch also gut, welche Straßen ihr wählt, wenn ihr mit dem Camper in Norwegen unterwegs seid! Wir werden auch weiterhin auf den nur spärlich in Karten verzeichneten unterwegs sein. Aber solltet ihr etwas breiteres fahren oder den Camper kaum kennen, rate ich euch von diesen ab.
Comments