Norwegen's Jedermannsrecht (Allemannsretten)
- Caroline
- 20. Juni 2024
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 21. Juni 2024
Das Jedermannsrecht ist in Norwegen seit 1957 gesetzlich verankert und erlaubt es jedem, sich jederzeit frei in der Natur zu bewegen. Unter Einhaltung einiger einfacher Regeln kann jeder die norwegische Natur erkunden und genießen. Ob mit Zelt, Boot oder Schlafsack – dem Outdoor-Abenteuer sind nur wenige Grenzen gesetzt, die jedoch respektiert werden sollten. Leider gibt es immer wieder Touristen, die durch ihr Verhalten die Diskussion um die Freizügigkeit des "Allemannsretten" in Norwegen anheizen, da sie die einfachsten Regeln nicht beachten.

Auf der Website der norwegischen Umweltbehörde Miljødirektoratet findet man alle Details, zu denen wir später noch kommen werden, sowie eine klare zusammenfassende Einleitung, die wir nachfolgend zitieren:
"Allemannsretten gibt jedem das Recht, sich frei zu bewegen und dort in der Natur zu bleiben, wo er möchte – unabhängig davon, wem das Land gehört. Es gibt uns auch das Recht, aus der Natur zu ernten, zum Beispiel Salzwasserfische, Beeren, Pilze und Wildblumen."
Die gesetzlichen Grundlagen des Jedermannsrechts sind im Gesetz über den Aufenthalt in der Natur (Friluftsloven) von 1957 festgelegt. Hier sind einige wichtige Auszüge aus dem Gesetz:
Gesetz über den Aufenthalt in der Natur (Friluftsloven)
Kapitel I. Einleitende Bestimmungen
§ 1. (Zweck)
Der Zweck dieses Gesetzes ist es, die natürlichen Grundlagen des Freiluftlebens zu schützen und das Recht der Allgemeinheit auf Zugang und Aufenthalt in der Natur sicherzustellen, damit die Natur auf eine Weise genutzt werden kann, die den größtmöglichen Nutzen für alle bietet.
Kapitel II. Zugang zu Freiflächen und bebauten Flächen
Hier sind 15 einfache und praktische Regeln, die für Norweger und ausländische Touristen gleichermaßen gelten zusammengefasst:
Halte dich nicht an verbotenen Orten auf und respektiere Naturschutzgebiete.
Gehe weiter, wenn der Besitzer dich dazu auffordert.
Halte beim Zelten, Ankern und Schwimmen einen Abstand von mindestens 150 Metern zu Häusern und Hütten ein. Frage im Zweifel vorher.
Wenn du mehr als zwei Nächte bleiben willst, musst du den Landbesitzer um Erlaubnis fragen.
Hinterlasse keinen Abfall.
Betrete kein bewirtschaftetes Land.
Schließe Gatter hinter dir, betrete keine Schonungen und breche keine frischen Zweige oder jungen Triebe ab.
Ritze keine Baumrinden an, schlage kein Holz, treibe keine Nägel in Bäume und spanne keine Stahlseile um Stämme.
Mach keinen Lärm.
Störe keine Tiere und halte sich von Nestern, Höhlen und anderen Tierbehausungen fern.
Du darfst kostenlos im Meer angeln, ohne einen Angelschein zu haben. Für das Angeln in Flüssen und Seen gilt das nicht. Hier brauchst du meistens eine Angelkarte.
Mach kein Feuer im Wald und gehe vorsichtig mit Feuer um. Verlasse die Feuerstelle erst, wenn das Feuer vollständig erloschen ist. Zusätzlich gilt in Norwegen zwischen dem 15. April und 15. September ein generelles Feuerverbot in der Nähe von Wäldern.
Pflücke nur Pflanzen oder Blumen, die du wirklich verzehren oder in eine Vase stellen möchtest. Grabe keine Pflanzen aus.
Pflücke oder grabe keine Pflanzen aus, die unter Naturschutz stehen.
Nutze Wege und Pfade, wenn möglich, und bewege dich zu Fuß oder auf Skiern in Wäldern, Wiesen, Tundren und Gebirgen, auch wenn es privates Land ist.
Trotz der weitreichenden Freiheiten, die das Jedermannsrecht bietet, stoßen Outdoor-Enthusiasten auf praktische Einschränkungen. Die Entwicklung und Privatisierung, insbesondere entlang der Küste, haben den Zugang zu einigen Gebieten eingeschränkt. Unsere Erfahrung zeigt, dass das Recht besonders für Wanderer und Zelter nützlich ist, während für Fahrzeuge und Wohnmobile oft eingezäunte Flächen ein Hindernis darstellen. Dies mag durchaus am Camper-Übertourismus im Land liegen, denn auch die Norweger lieben es, ihr Land mit dem Wohnmobil oder Wohnwagen zu bereisen. Die Küstengebiete sind zudem stark besiedelt, was in Anbetracht der Abstandsregelungen die Situation noch einmal deutlich erschwert.
Wir können das gut nachvollziehen, jedoch hat es uns gestört, dass so viele Camper unterwegs waren – wohl bemerkt in der Nebensaison. Andererseits sind wir natürlich auch ein Teil davon. Wir haben jedoch eine andere Grundhaltung, nämlich im Einklang mit der Natur zu sein. Leider sieht man oft, dass einige Camper diese Haltung nicht teilen, zum Beispiel indem sie einfach ihren Grauwasserabfluss offen lassen und damit die Umwelt beschädigen.
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