How-To Langzeitreisen planen - Teil 1: Zeiten, Kosten, Route
Aktualisiert: 9. Mai
Wir haben uns unseren Camper unter der Prämisse gekauft, dass wir mindestens eine Langzeitreise unternehmen wollen. In diesem Beitrag wollen wir mit euch unsere Vorbereitungen und Überlegungen vorab teilen. Im ersten Teil geht es vorwiegend um die initiale Planung rund um Zeiträume, Kosten und potentielle Routen.
Die erste Frage, welche wir uns gestellt haben "Wie lange soll die Reise gehen?"
Hierzu haben wir uns überlegt, wie viele Kilometer wir ungefähr pro Tag zurücklegen wollen und können. Was wir vermeiden wollten, waren Langstreckentouren bei welchen wir 4-5 Stunden am Stück fahren. Aus der Erfahrung vergangener Reisen hat sich wussten wir, dass 100-150 KM am Tag eine angenehme Reisegeschwindigkeit darstellen.
Also Google Sheets auf, und ran an die Berechnung.
Hilfreich hierbei war vor allem das Online-Tool timeanddate, welches die Tage zwischen zwei Daten berechnet. Darüber hinaus haben wir eine Liste der Arbeitstage pro Monat erstellt. Hier half uns Rechnerclub.
Unser Ziel war es, bis an die Grenzen von Europa zu kommen, daher haben wir in GoogleMaps ermittelt, wie weit die Entfernungen bis Griechenland, die Südspitze Italiens, das Nordkap oder auch zur Algarve in Portugal sind.
Alle Entfernungen lagen zwischen 2.500 und 3.500 KM in eine Richtung, also 5-7.000 KM hin und zurück. Allerdings auf Autobahnen und dem kürzesten Weg. Aber Autobahnen sind als Camper nunmal langweilig. Also haben wir eine Strecke von 7.000 - 12.000 KM angenommen, und diese durch die Kilometerzahl pro Tag geteilt => 12.000 KM / 125 KM/Tag = 96 Tage Reisen.
Wow 96 Tage! Das sind ja mehr als 3 Monate ...
Wie bekommen wir das nur mit unseren Finanzen, Arbeit und Leben vereint ?
Im nächsten Schritt stand also die Frage der Finanzierung.
Welche Fixkosten haben wir im Monat?
Miete + Nebenkosten
Versicherungen
Kfz
Sparkonten, Kredite und sonstige Zahlungsverpflichtungen
Wie teuer wird eine solche Reise ?
Was kostet der Liter Diesel im Zielland durchschnittlich?
Wie hoch ist der Durchschnittsverbrauch unseres Campers?
Wie viel AdBlue müssen wir für eine solche Strecke einplanen?
Wie teuer sind Maut oder andere Reisebezogene Kosten?
Wie häufig können und wollen wir auf Campingplätzen Übernachten?
Die Fixkosten waren einfach zu ermitteln, da wir ein Haushaltsbuch mit unseren stetigen Ausgaben führen. Schwieriger war hingegen die Kalkulation der laufenden Kosten der Reise. Im Weltreiseforum finden sich hierzu gute Anhaltspunkte pro Land.
Hier mussten wir bereits eine Annahme treffen, in welchem Land wir unterwegs sein wollen. Da wir uns alle Optionen offen halten wollten, haben wir einfach die teuerste Route als Basis genommen — das Nordkap mit Norwegen und Finnland. Wenn Ihr schon ein konkretes Ziel vor Augen habt, ist diese Kalkulation natürlich einfacher!
Um einen Anhaltspunkt für unseren täglichen Bedarf zu erhalten, haben wir die Auslandsreise-Pauschalen bei einem Arbeitseinsatz im Ausland herangezogen. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass man mit diesen recht gut im Ausland auskommt.
Für Übernachtungskosten haben wir angenommen, dass wir etwa die Hälfte der Zeit auf Camping- oder Wohnmobilstellplätzen verbringen werden. Das hängt natürlich ganz von euren Präferenzen und Möglichkeiten ab.
Mit diesen Daten haben wir folgende Rechnung für die Gesamtstrecke aufgestellt:
Dieselverbrauch + 20% x Durchschnittskosten pro Liter
AdBlue Verbrauch + 20% x Durchschnittskosten pro Liter
Maut, Fährüberfahren und ähnliches lassen sich recht gut über den Routenplaner des ADAC ermitteln
Übernachtungen 96 / 2 x 35 EUR (kann je nach Land abweichen)
96 x 2 (da 2 Erwachsene) x Auslandspauschale des Ziellands
Schön und gut, wir haben jetzt eine Vorstellung davon, was uns die Reise kostet und wie lange wir am liebsten unterwegs wären. Aber wie bekommen wir dies mit unserer täglichen Arbeit vereint?
Hierzu müsst Ihr mir eurem Arbeitgeber sprechen, denn es gibt verschiedene Modelle.
Haftungsausschluss: Bitte beachtet, dass wir keine Rechtsanwälte oder Experten im Bereich Personal- oder Arbeitsrecht sind. Die in diesem Artikel gemachten Aussagen basieren auf unseren persönlichen Erfahrungen und Meinungen und sollten nicht als rechtliche Beratung verstanden werden.
Wenn euer Arbeitgeber hierzu nichts spezielles anbietet, hilft nur Sparen und unbezahlter Urlaub (oder Kündigung). Solltet ihr (wie wir) ein Kind haben, besteht die Möglichkeit eine weitere Elternzeit zu beantragen, dies kommt aber in der Ausgestaltung unbezahltem Urlaub gleich, nur euer Arbeitgeber muss euch diesen gewähren. Und setzt voraus, dass die gesetzlich gewährleistete Elternzeit nicht bereits vollständig in Anspruch genommen wurde.
Andere alternativen bestehen darin, eure Arbeitszeit oder Gehalt zu reduzieren in dem ihr für einen bestimmten Zeitraum voll arbeitet und nur einen Bruchteil eures Gehaltes bekommt — der Rest wird euch dann im Sabbatical ausgezahlt. Manche Arbeitgeber bieten auch die Führung eines Langzeitkontos an, in welches ihr Geld oder Urlaub einzahlen könnt, um dies dann für ein Sabbatical zu nutzen.
Dieser Teil ist somit extrem abhängig vom eurem Arbeitgeber. Wir können euch nur empfehlen, so früh wie möglich mit eurem Arbeitgeber zu sprechen und euren Wunsch zu äußern. Wir haben diese Gespräche 1,5-2 Jahre vor Antritt unserer Reise geführt.
Das war Teil 1 unserer How-To-Serie. Freut euch auf weitere Artikel, die bald folgen werden!
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